Die Badische Zeitung dieses WE über ein faszinierendes Projekt: „Alles Liebe, Deine. Briefe aus dem 900. ins 1000. Jubiläumsjahr.“

Die Aufgabe, einem Menschen aus der Zukunft un­sere Welt, unseren Alltag zu vermitteln – vielleicht auch Mutmaßungen zu seinem/ihrem Alltag anzustellen – übt einen unvergleichlichen Reiz aus. Wie spannend wäre es wohl für jede*n von uns, einen persönlichen, authentischen Brief aus dem Jahr 1921 zu be­kommen!

Doch in der zeitlichen Ferne des Adressaten/der Adressatin liegt auch ein Problem. Schreibende sind es gewohnt, in irgendeiner Form Feedback auf ihre Texte zu bekom­men – und sei es nur ein kleines „Dankeschön“ vom Empfänger eines Briefes oder einer längeren E-Mail. Meiner Erfahrung nach ist dieses Echo auf den eigenen Text ein wichti­ger Motivator. „Ins Nichts zu schreiben“ fällt schwer. Im Auftrag der Stadt biete ich deshalb zwei kompakte Schreibwerkstätten zu diesem Projekt an – sobald es die Corona-Situation zulässt, in Präsenz. Auch dazu mehr im Artikel: https://www.badische-zeitung.de/flaschenpost-in-die-zukunft

Noch mittendrin und schon restlos überzeugt. Stille Wasser sind bekanntlich tief, und auch dieser Episodenroman kommt, schon was Titel und Cover betrifft, unscheinbar daher. Aber er hat es in sich.

Idylle oder Thriller? Parabel? Psychogramm? Satirisch? Surreal? Poetisch? Jede Leseerwartung wird nur scheinbar erfüllt, um dann wieder durchkreuzt zu werden, und auch das Erzählen selbst wird thematisiert. Dazwischen diese Sätze, die in ihrer Schlichtheit großartig sind: Den Tag nehme ich in meine Hände wie einen Hut und setze ihn auf.

Berndt Schulz, Schöne grüne Welt. Roman. edition federleicht, 14 €.

Mein Lesekreis „Literatur am Vormittag in Sankt Georgen“: ab Frühjahr mit Prosa und Poesie aus 5 englischsprachigen Ländern.

Literatur am Vormittag in Freiburg Sankt Georgen (Lesekreis der VHS Freiburg)

Programm SS 21-1:

Ian McEwan, Letzter Sommertag. Aus: „Letzter Sommertag. Stories.“, Diogenes TB (England. Original 1975)

Alice Munro: Hasst er mich, mag er mich, liebt er mich, Hochzeit. Aus: „Himmel und Hölle. Neun Erzählungen“, Fischer TB (Original 2001, Kanada)

A.L. Kennedy, Rennen Fangen Rennen. Aus: „Der letzte Schrei. Erzählungen“, dtv (Original 2014, Schottland)

und Gedichte von:

Billy Collins, „Schnee schaufeln mit Buddha. Aus dem Amerikanischen von Ron Winkler.“ Zweisprachige Ausgabe, Edition Erata. (USA, 2006)

Vona Groarke (Irland) – in Kopie.

Wir lesen Prosa, Lyrik oder Dramen, mal ganz aktuell, mal aus vergangenen Jahrhunderten. Der Kurs lebt von unserer Leidenschaft für Literatur, aber auch vom Austausch, der jedem Text mehr Leben gibt. Kontroversen machen unsere Diskussionen spannend, Humor und Lebenserfahrung sorgen für die nötige Nestwärme und Harmonie. Wir nehmen uns immer wieder übergreifende Themen vor, zu denen die Kursleitung – gern auch mit Unterstützung der Teilnehmenden – Basisinformationen liefert. Neueinsteiger/-innen jeden Alters sind herzlich willkommen.

Di (voraussichtlich) ab 23.3., 10:00-11:30 Uhr, 7x
Kath. Pfarramt St. Peter u. Paul, Bozener Str. 4, 
95 €
Derzeit max. 7 TN
Anmeldung unter: https://vhs-freiburg.de

Schreibwege, Textlandungen und manches mehr: die Seminare 2021 von Dorothée Leidig.

25. Dezember 2020 · by Sylvia Schmieder · in Nachrichten

Bild: Patrik Schulz

Die Seminarplanung für 2021 war so turbulent wie nie zuvor. Bei etwa der Hälfte der Seminare musste der ursprünglich geplante Ort oder Termin geändert werden, um einen Seminarraum zu gewährleisten, der auch bei evtuellen Abstandsgeboten noch groß genug ist. Das war eine ganz schöne Schieberei, aber nun ist alles gut geregelt und die Anmeldungen laufen bereits, das Seminar in Boltenhagen Ende April ist sogar schon ausgebucht.

Termine 2021

  • 05.–07.02.21: Schatztruhe Lebensgeschichte(n), Mosbach-Neckarelz (Odenwald) Anmeldung und Information: Bildungshaus Neckarelz, Mosbach
  • 22.–26.03.21: Schreiben über den Rand hinaus, Insel Reichenau (Bodensee)
    Anmeldung und Information: Lohmarer Institut für Weiterbildung (LIW)
    Als Bildungsurlaub anerkannt.
  • 18.–23.04.21:Schreibwege, Boltenhagen (Ostsee)
    Anmeldung und Information: LIW
    Als Bildungsurlaub anerkannt. Warteliste
  • 28.06.–02.07.21: Textlandungen, Kloster Springiersbach (b. Bengel/Eifel)
    Anmeldung und Information: LIW
    Als Bildungsurlaub anerkannt.>
  • 15.–18.07.21: Die Erzählstimme – Schreibhandwerk für Prosatexte, Kloster Steinfeld (b. Kall/Eifel)
    Anmeldung und Information: LIW
  • 22.–27.08.21: Schreiben über den Rand hinaus, Kloster Bernried (Starnberger See)
    Anmeldung und Information: LIW
    Als Bildungsurlaub anerkannt.
  • 25.–29.10.21: Schreibwege, Kloster Steinfeld (b. Kall/Eifel) Anmeldung und Information:
    LIW
    Als Bildungsurlaub anerkannt.
  • 08.–12.11.21: Textlandungen, Mosbach-Neckarelz (Odenwald)
    Anmeldung und Information: LIW
    Als Bildungsurlaub anerkannt.
  • 29.11.–03.12.21:Schreiben über den Rand hinaus, Köln
    Anmeldung und Information: LIW
    Als Bildungsurlaub anerkannt.

Dr. Dorothée Leidig
Kirchenhölzle 39
79104 Freiburg
Tel.: 0761-5 039 069
schreiben@textsieben.de

Auf Dorothées Web­seite steht eine Über­sicht über alle Semi­nare mit Ter­minen und Prei­sen als PDF zum He­runter­laden bereit.

Reißende soll man nicht aufhalten …

Ich packe meinen Baum, ohne zu zögern,
am pieksigen Stämmchen, wie man Brennesseln anfasst,
ich ziehe, er biegt sich, die Wachsmodeln klickern,
ich zerre, bis die Kugeln scheppern,
und er wirft einen Stern nach mir, Kometen, ich schüttle ihn und etwas zerschellt.
Ich spucke Lametta. Er erwidert ein Rieseln.
Ein schiefkahler Krieger. Doch er hält stand.

Da setz‘ ich mich zu ihm. Betrachte die Scherben.
Lausche dem Rieseln. Befühle
Nadeln und fühle, wie sehr sie
Erde suchen, enttäuscht von meinem Parkett.

Lesestoff für pragmatische Idealisten: „24 Geschichten vom Tun und vom Lassen. Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis.“

Was passiert, wenn nicht finanzieller Erfolg, sondern der Beitrag zum Gemeinwohl zur Orientierung wirtschaftlichen Handelns wird? Das Buch, das diese Frage ganz pragmatisch, mit bereits gelebten Beispielen beantwortet, ist noch gar nicht erschienen, kann aber schon als Gutschein unter den Baum gelegt werden. „24 Geschichten vom Tun und vom Lassen. Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis“ heißt es und wurde von einem engagierten Team aus GWÖ-Beratern erstellt.

Wenn ich behaupte, dass dieses Buch sich spannend liest, dass es auf werbliche Schaumschlägerei verzichtet und lehrreich ist, ohne zu dozieren, weiß ich, wovon ich rede, denn ich habe es lektoriert (bekomme aber keine Prozente für diese Empfehlung!). Berichtet wird von den Höhen und Tiefen, dem Überlebenskampf und den beträchtlichen Erfolgen verschiedenster Unternehmen und Institutionen, darunter ein namhafter Sojafabrikant, eine Raiffeisenbank, ein Mobilfunkanbieter, Gemeindeverwaltungen, eine Wohnanlage, ein staatlicher Forstbetrieb, ein Online-Buchladen …

Christian Felber, der „Erfinder“ der GWÖ, hat ein Vorwort beigetragen. Wer bis zum 30.12. bestellt, unterstützt das Crowdfunding noch ganz direkt. Nähere Infos und Bestellmöglichkeit hier: https://www.oekom-crowd.de/projekte/24-wahre-geschichten/

Lesetipp. „Mama allein in New York“ von Rena Blessing erzählt New York noch einmal neu: aus der mal sanft, mal verzweifelt ironischen Perspektive einer Expat-Mama.

Frau Life Science hat einen Mann, den Lifescientisten, den es des beruflichen Fortkommens wegen nach New York verschlägt – und natürlich kommt sie mit, samt dem Forschernachwuchs, dem frisch geborenen Baby. Doch New York ist kein Kinderspiel. Man lebt, wie die meisten hier, auf engstem Raum, von einem viel zu kleinen Gehalt, in einer Umgebung, in der ständig irgendetwas kaputt geht. Drei Jahre lang.

Die Abwesenheit von Natur und deutschen Taschentüchern, die erschöpfenden Ausflüge zum Aldi Food Market und das pausenlose In-Beziehung-Sein mit dem Kleinkind wären für Frau Life Science wohl kaum zu ertragen, wären da nicht die Expatmamas: ein loser, aber engagierter Zusammenschluss all der Frauen in derselben Situation. Anfangs empfindet Frau Life Science die banalsten sozialen Interaktionen noch als ungeheuer anstrengend. Doch die Expatmamas würfeln die Kulturen ähnlich energisch zusammen wie die Toddler ihr Spielzeug und erzeugen so genau die Wärme, die man hier dringend braucht.

Und die Stadt hat auch ihre schwerelosen Momente. Niemand findet etwas dabei, wenn der Forschernachwuchs den ganzen Tag Schlafanzug trägt – auch Erwachsene laufen ja mitunter recht unkonventionell herum. Es gibt Museen, die ganz gewöhnliche Erde ausstellen oder einzelne Cornflakes oder die zufällig letzten Textnachrichten vor einem unerwarteten Tod. Und der Besuch eines altbekannten Films im Freiluft-Kino wird zur intensiven Erfahrung.

Die besten Texte kommen übrigens ganz hinten: die Szenen im Bengalischen Barber-Shop zum Beispiel. Oder die Misshandlung einer Mutter durch ihr Kind. Oder die Hommage an „Carrying on“, eine Installation sachenschleppender New Yorker in Manhattan. Das Buch ist aus einem Blog entstanden, den Frau Life Science vor Ort in die Welt schickte – auch das ein kluger Überlebensschachzug.

Rena Blessing, Mama allein in New York. 104 Dinge, die ich dabei gelernt habe. BoD, 12,99 €

Noch Plätze frei: Meine Literarische Schreibwerkstatt

Noch Plätze frei: Meine Literarische Schreibwerkstatt an der PH findet ab dem 5. November voraussichtlich als Präsenzveranstaltung statt. Schöner, großer Raum mit ausreichend Platz vorhanden.

Meine Literarische Schreibwerkstatt an der PH Freiburg ist ein generationenübergreifendes Projekt, das sich für fortgeschrittene AutorInnen, aber auch für Neulinge eignet. Man trifft sich an sechs Donnerstagen ab dem 5. November, 18:15 bis 21:15 Uhr, um sich im Bereich Erzählung oder Lyrik auszuprobieren.

Spielerische Schreibimpulse finden ebenso ihren Raum wie die ausführliche Besprechung von Texten, die außerhalb der Werkstatt geschrieben wurden – gern auch Ausschnitte aus größeren Projekten. Wenn die Coronasituation es zulässt, wird der Kurs mit einer kleinen Lesung abgeschlossen.

Die sechs Termine kosten 70 €, bei nachgewiesener Bedürftigkeit deutliche Ermäßigung. Information und Anmeldung bis 26.10. unter http://www.ph-freiburg.de/studiumplus, Tel. 0761/682-244, Kursnummer SEN 137.

Billy Collins, amerikanischer Dichter – kennt den jemand? Ich habe ihn gerade für mich entdeckt und bin hin- und hergerissen zwischen Freude und Verwunderung.

Freude über seine witzigen, tiefsinnigen, wunderbar klaren und poetischen Verse. Verwunderung darüber, dass er hier offenbar wenig Leser*innen findet (nur eine kleine Veröffentlichung in Deutschland, obwohl er in den USA offenbar ziemlich erfolgreich ist). Aber auch darüber, dass es im deutschsprachigen Raum so wenig Vergleichbares gibt! Robert Gernhardt und Kollegen sind ja nun schon eine Weile tot bis uralt. Warum bemühen sich nicht mehr deutsche Lyriker*innen um diese Sorte „Tiefgründige Leichtigkeit“?

In der Lyrikline, die auch sonst eine wunderbare Fundgrube ist, kann man einige Gedichte von Billy Collins entdecken. Für Leute, die ähnlich rudimentäre Englischkenntnisse haben wie ich, glücklicherweise zum Teil mit deutscher Übersetzung. Hier der direkte Link zu einem meiner Lieblingsgedichte, „Litany“, das euch auch das Bild zu diesem Posting erklären wird: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/litany-7640